Josef Quack

Eine geballte Ladung Kitsch, made in USA

Über Don Winslow, Tage der Toten. Kriminalroman, dt. 2010.




Der Roman handelt von Drogenhandel und Drogenbekämpfung in Mexiko und den USA. Es treten auf: miteinander rivalisierende amerikanische Dienste, Mitglieder der irischstämmigen und der italienischstämmigen Mafia, des mexikanischen Drogenkartells, korrupte und kriminelle mexikanische Polizisten, staatstreue kriminelle, nichtkorrupte Sicherheitsleute – ob korrupt oder staatstreu, alle sind sie Mörder oder Totschläger. Dann kommt noch eine ehrbare Dirne vor, die liiert ist mit Drogenbossen, Antidrogenagenten und einem "guten" höheren Kleriker; daneben agieren unfähige, korrupte Politiker, der "böse" Nuntius des angeblich so reichen Vatikan, der fähig sein soll, Mexiko finanziell vor dem Staatsbankrott zu bewahren.
Die Handlung besteht aus einer Serie von Akten blindwütiger oder sadistischer Gewalt und pubertärer Pornographie, begleitet von unsäglich bigotten Klischees. Das Ganze ist ein ziemlich wirrer Humbug, es fehlen politische Hintergrundinformationen, wie sie bei Eric Ambler, Charles McCarry oder Frederic Forsyth selbstverständlich sind und selbst bei Tom Clancy im Übermaß vorkommen. – Alles in allem, eine geballte Ladung Kitsch, made in USA.
Dieser Bestseller der untersten Trivialliteratur wird von James Ellroy, einem Krimiautor, der seinerseits gerne mit vulgären Versatzstücken des an sich schon vulgären Freudianismus arbeitet, mit den Worten angepriesen: "Winslow ist einfach der Hammer". Ein anderer Lobredner läßt sich von der Drogengeschichte zu dem sinnigen Ausspruch anregen: "Vom ersten, herzzerreißenden Satz an war ich süchtig nach diesem Buch". Ein weiterer Claqueur behauptet lapidar: "Das Buch des Jahrzehnts".
Als wäre dies nicht schon Werbung genug, trumpft der deutsche Verlag, Suhrkamp, mit einem Slogan auf, der nicht mehr zu überbieten ist: "Einer der besten Thriller aller Zeiten". Dieser Superlativ ist aber kein Amerikanismus, wie ahnungslose Zeitgenossen meinen könnten, sondern ein Erbteil der Lingua tertii imperii. So lebt die NS-Propaganda in der Reklame eines deutschen Verlags fort, der noch vor ein paar Jahren zu den angesehensten Häusern der hiesigen Buchbranche gehörte.

J.Q. — 6. Juli 2013

©J.Quack


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